Ich denke…
geschrieben von Johannes 10. Januar 2013

Schneebedeckte Bäume im schwedischen LapplandAbsichtlich in eine Fotoausstellung gehen – jedes Mal, wenn ich es mache, denke ich mir: “Das solltest du öfter tun!”

Gestern hab ich es mal wieder getan. In Reutlingen ist gerade, leider nur noch bis Sonntag, 13.01.13, die Ausstellung “Wildlife Photographer of the Year” zu Gast. Ich durfte einer Vielzahl von wundervollen Fotos ansichtig werden und kam nicht umhin, mir so einiges dabei zu denken.

Bei so viel qualitativ hochwertigem Input, dachte ich mir nämlich, dass es eine gute Gelegenheit sei, zu versuchen, daraus auch etwas für mich zu lernen. In mein Notizbuch flossen daher meine Gedanken, warum mich einzelne Fotos so besonders faszinieren. Heraus kam dabei eine ungeordnete Liste aus Ideen, die z. T. ganz “alte Gedanken”, z. T. aber auch hoch motivierende neue Erkenntnisse für mich beinhaltet.

Zum Teil scheinen sie sich zu widersprechen, manche klingen nach Glaubenssätzen, von denen wir ja alle versuchen uns nicht kontrollieren zu lassen. Für mich sind es einfach Denkanstöße, die mir (vielleicht) mal wieder helfen, etwas bewusster durch den Sucher meiner Kamera zu schauen.

Habe daran Teil, lass dich inspirieren, diskutiere oder zerreiße meine Liste. Ich bin gespannt auf deine Kommentare.

Was ich von den Profis* lernen kann:

(* die z.T. auch aus der Kategorie “unter 10-Jährige” kommen)

  • Geh raus, kenne das Terrain, kenne die Tiere, sei da.
  • Kenne dein Material, sei schnell und sicher in der Bedienung.
  • Trau dich, die Belichtungskorrekturmöglichkeiten deiner Software zu nutzen.
  • Der Vordergrund ist nicht immer der “Kern” des Bildes. Er kann auch ein guter Rahmen für den Hintergrund sein.
  • Reduziere die Anzahl der anwesenden Farben in deinen Fotos. (Monochromität)
  • Fange fallenden Schnee und Regen mit langen Belichtungszeiten ein (1/10).
  • Krasse Farbkontraste rocken!
  • Reduktion, Reduktion, Reduktion!
  • Polarlicht fotografieren: Belichtungszeiten zw. 15 s – 30 s, manuellen Weißabgleich gezielt zur Steuerung der Farbtemperaturstimmung nutzen.
  • Kontraste, Kontraste, Kontraste!
  • Setze grafische Elemente gezielt ein.
  • Gib Raum für Antizipation von Bewegung, Tiefe, Höhe, Weite.
  • Statt: ein klares Subjekt, auch mal Texturen aus (sehr) vielen gleichartigen Subjekten schaffen.
  • Lange Belichtungszeiten gehen auch ohne einfrierenden Blitz bei bewegten Subjekten (z. B. 1/6 bei startender Möwe).
  • Knackiger Fokus rockt.
  • Geschichten erzählen, Geschichten erzählen, Geschichten erzählen!
  • Pars pro toto.
  • Minimalismus (s. Reduktion)
  • Andersartige Details im Bild fesseln.
  • Gedachte oder antizipierte Linien und Linien geben Tiefe.
  • Mitziehen – auch wenn man mal nur 1/8 s geht (vor allem bei schönem Licht).
  • Gib Wasser Zeit zu fließen. (Große Wellen im Meer mit 1/2 s)
  • Verfremde (z. B. durch Bewegung)!
  • Tricksen ist erlaubt (z. B. Lampe, um Insekten anzulocken, Remote Camera, …)
  • Du brauchst kein High-End Equipment.
  • Gewagte Crops (beim Fotografieren oder in der Software) sind erlaubt.
  • Auch Profis nutzen Vignetten als Effekt.

2 comments

  1. Ich liebe Vignetten :)

    Sehr interessante Gedankenanstöße!
    Echt interessant was man auf so einer Fotoausstellung mitnehmen kann. Möchte ich auch mal machen!

    Was meinst du mit “pars pro toto?”

  2. Johannes sagt:

    pars pro toto (lat.) ist ein Stilmittel und bedeutet “ein Teil für das Ganze” – also ein Detail, ein Ausschnitt als Sinnbild für das Gesamtsubjekt oder auch ein einzelnes Subjekt als Sinnbild für eine große Menge ähnlicher Subjekte.

Post a comment

| Archiv